Die Vision weitertragen: ein Treffen der Rigpas Lehre*innen und Praxishalter*innen
Rigpa
Es war immer Sogyal Rinpoches Wunsch, dass Rigpas Belehrungs- und Praxisprogramme und die Dharma-Linie von seinen eigenen Schüler*innen gehalten werden – mit Unterstützung der großen Meister*innen der Nyingma-Schule des tibetischen Buddhismus. Und so betrauten Mindrolling Jetsün Khandro Rinpoche und Khenchen Namdrol Rinpoche im Juli 2022 formell 26 erfahrene Dharma- Lehrer*innen und Praxishalter*innen sowie 236 Lehrer*innen und Praxishalter*innen mit ihrer Aufgabe und würdigten zugleich die Bedeutung der Aktivitätshalter*innen.
Mehr zur Vorstellung und Ernennung der Rigpa-Halter*innen findest du hier:
Nun, drei Jahre nach der Ernennungszeremonie, waren alle Lehrer*innen und Praxishalter*innen eingeladen, sich sieben Tage in Lerab Ling zu treffen und miteinander zu verbinden – parallel zum Retreat anlässlich des Jahrestags von Sogyal Rinpoches Parinirvana sowie im Anschluss daran. Während die erfahrenen Dharma-Lehrer*innen und Praxishalter*innen bereits dreimal persönlich zusammengekommen sind (unter anderem zu einem einmonatigen Retreat), traf sich die gesamte Gruppe nun zum ersten Mal persönlich. Da die Zusammenarbeit für die weitere Entwicklung der Rigpa-Gemeinschaft und ihrer Zentren entscheidend ist, nahmen auch die nationalen Curriculum-Halter*innen und einige andere wichtige Aktivitätshalter*innen teil. Insgesamt kamen rund 80 Halter*innen in Lerab Ling zusammen, weitere 100 folgten den Sitzungen online – live oder zeitversetzt. Halter*innen in Dzogchen Beara, Amsterdam, Australien und den USA nahmen als Gruppe an den Sitzungen teil.
Fotos: Gruppen von Halter*innen in Lerab Ling, Australien und Amsterdam
Was haben wir bei diesem Treffen gemacht?
In den ersten fünf Tagen war dieses Treffen eingebettet in die Feierlichkeiten zum sechsten Jahrestag von Sogyal Rinpoches Parinirvana. In dieser größeren Mandala-Versammlung hielten Patrick Gaffney und Dominique Side einen sehr inspirierenden Eröffnungsvortrag und sprachen unter anderem darüber, was es bedeutet, Sogyal Rinpoches Übertragungslinie zu halten und in die Zukunft weiterzutragen.
Patrick Gaffney bemerkte in diesem Zusammenhang: „Wir alle haben große Wertschätzung für die außergewöhnliche Vision, die Sogyal Rinpoche vor uns entfaltet hat – seine Vision einer umfassenden buddhistischen Schulung für die Menschen [...]. Wie können wir dieser Vision gerecht werden und wie wird sie in Zukunft weitergeführt? Rinpoche mag in gewisser Hinsicht nicht mehr unter uns sein, doch seit 2019 bemüht sich die gesamte Rigpa-Sangha, das zu bewahren und mit Leben zu erfüllen, was unser Erbe ist, was wir als Rinpoches und Rigpas Vermächtnis verstehen. Und diese Vision [...] ist tatsächlich zutiefst mit der Gemeinschaft der Sangha verbunden. So ist immer deutlicher und offensichtlicher geworden, wie wichtig unsere Lehrer*innen, Praxisleiter*innen und Halter*innen in jeder Hinsicht sind. Wir sind hier, um Sogyal Rinpoches erstaunliche Errungenschaften zu feiern, das, was er bescheiden ‚meine Arbeit' nannte. Aber genauso auch, um die Arbeit all derer zu würdigen und anzuerkennen, die dabei mitwirken – in welcher Form auch immer.“
In der zweiten Sitzung für das ganze versammelte Mandala hörten wir Rückmeldungen von Teilnehmer*innen verschiedener Kurse, die von Rigpa-Lehrer*innen und Praxishalter*innen geleitet wurden (z.B. Bodhi-Kurse, Kurse zum Tibetischen Buch vom Leben und vom Sterben). Sie sprachen über ihre Eindrücke und darüber, was sie aus den Kursen für sich mitnehmen konnten. Anschließend waren alle eingeladen, sich in kleinen Gruppen auszutauschen und gemeinsam zu reflektieren – mit Tee und kleine Snacks.
Fotos: Angeregte Gespräche in kleinen Gruppen mit Tee und Snacks
Während des gesamten Treffens haben wir unermesslich wertvolle Ratschläge und Impulse von unseren spirituellen Berater*innen erhalten: von Dzongsar Khyentse Rinpoche, Khenchen Namdrol Rinpoche, Mindrolling Jetsün Khandro Rinpoche sowie Khenchen Pema Sherab Rinpoche, der zu dieser Zeit in Lerab Ling war, und natürlich von unserem eigenen Vision Board. Alle diese Vorträge, einschließlich der Eröffnungsrede von Patrick Gaffney und Dominique Side, kann man sich auf Prajna noch einmal anschaue.
Tiefere Reflexionen und Diskussionen
Im zweiten Teil des Treffens kamen die Lehrer*innen und Praxishalter*innen in der behaglichen Atmosphäre des Guru Lhakhang als eigene Gruppe zusammen. Die Rigpa Senior Teachers Dominique Side, Damien van Effenterre, Verena Pfeiffer und Mauro de March sowie die Rigpa-Lehrer*innen Vinciane Rycroft und Lily Ng leiteten die Gruppe durch vertiefte Reflexionen und Diskussionen zu Themen wie: ein Gleichgewicht finden zwischen traditionellem Studium und erfahrungsorientiertem Lehren, der Umgang mit Selbstvertrauen und Selbstkritik sowie die Frage, wie man Schülerinnen und Schüler authentisch dort abholt, wo sie gerade stehen. Es gab auch Raum, um über konkrete Herausforderungen zu sprechen, verschiedene Herangehensweisen zu diskutieren und Anleitung dazu zu erhalten, wie in Rigpa ein geschützter Raum für alle geschaffen werden kann. Jetsün Khandro Rinpoche teilte großzügig ihre praktischen Ratschläge und ihre langfristige Vision für Lehrer*innen und Praxishalter*innen. Die bereichernde gemeinsame Zeit endete mit einem Blick auf zukünftige Trainings und persönliche Ziele für die nächsten fünf Jahre.
Fotos: Sitzungen für Lehrer*innen und Praxishalter*innen im Guru Lhakhang
Die Zeit miteinander genießen
Ein besonderer Schwerpunkt dieses Treffens lag darauf, Zeit miteinander zu verbringen und sich persönlich zu begegnen. Die Teilnehmer*innen waren zu einem Apéro-Abend in Sogyal Rinpoches Garten eingeladen, sie konnten sich in der Mittagspause an Infoständen mit Vertreter*innenn der Rigpa-Teams und Dharma Councils austauschen und unternahmen gemeinsame Spaziergänge rund um Lerab Ling.
Fotos: Apéro und Austausch mit den verschiedenen Dharma Councils
Einige Eindrücke von Teilnehmenden
Die Stimmung war durchweg freudig und viele verglichen die gemeinsame Zeit mit einem internationalen Familientreffen der Halter*innen. Britta Kühn (Praxis-Halterin aus Deutschland) sagte: „Ich bin sehr berührt und habe zum ersten Mal seit Rinpoches Tod das Gefühl, dass wir eine große Familie sind.“
Auf die Frage, was ihr am meisten gefallen habe, antwortete Annie Birken (Lehrerin aus Amsterdam, Niederlande): „Der Austausch mit den anderen Halter*innen hier im Rigpa-Zentrum in Amsterdam. Wir hatten in den Pausen sehr fruchtbare und inspirierende Gespräche, die unglaublich verbindend und nährend waren. Wir haben uns euch allen in Lerab Ling sehr verbunden gefühlt. Die Liebe war förmlich spürbar! Vielen Dank, dass ihr uns alle auf diese Weise zusammengebracht habt. Mich haben die Ratschläge und die Fürsorge unserer beratenden Lamas zutiefst berührt – sie haben uns den größeren Zusammenhang aufgezeigt und den weiteren Weg geklärt.“
Marina Gasser (Lehrerin aus der Schweiz) sagte: „Mich beeindruckt die jüngere Generation von Lehrer*innen, ihre Hingabe, ihr Beitrag und ihr Engagement für das Buddha-Dharma und ihre Gemeinschaften. Und ich freue mich darüber, wie die ältere Generation von Rigpa-Schüler*innen mit dazu beiträgt, Rinpoches Geist und Vermächtnis in der Welt lebendig zu halten. Ein großes Kompliment an das gesamte Team, das dies möglich gemacht hat.“
Mit Blick auf die Zukunft bemerkte Angela Bork-Kramer (Lehrerin aus Deutschland): „Zu sehen, dass es für alle die Möglichkeit gibt, sich zu beteiligen und einzubringen, macht mich wirklich glücklich und gibt mir Hoffnung für die Zukunft von Rigpa und das Dharma im Westen.“
Mit diesem Gefühl der Inspiration und Verbundenheit wird sich diese Gruppe weiterhin treffen, gemeinsam reflektieren und wachsen. Wir sind ihnen zutiefst dankbar für ihr großes Engagement, mit dem sie die Schülerinnen und Schüler in Rigpa unterstützen und begleiten!
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