Praxis-Retreat in Dzogchen Beara – ein persönlicher Erfahrungsbericht
Dzogchen Beara
Habt ihr schon einmal überlegt, ein mehrwöchiges oder mehrmonatiges Praxis-Retreat oder ein Nyenpa-Retreat zu machen, aber ihr fragt euch, wie das wohl konkret aussieht?
Adele Hersey aus der britischen Sangha berichtet von ihrer sehr persönlichen Erfahrung in einem mehrmonatigen Retreat in Dzogchen Beara und wie das Retreat ihr geholfen hat, sowohl ihre Dharma-Praxis zu vertiefen als auch die Herausforderungen ihres Lebens zu meistern.
Lest Adeles Geschichte.
Adeles Retreat
Wenn ihr schon mal mit dem Gedanken gespielt habt, ein längeres Retreat in Dzogchen Beara zu machen, möchte ich euch mit meinen Erfahrungen ermutigen, diese Möglichkeit genauer zu prüfen. Jennifer, die Retreat-Managerin, ist sehr offen dafür, Wege zu finden, damit es mit dem Retreat klappt, und ihr könnt bei der Tertön Sogyal Foundation einen Zuschuss von bis zu fünfzig Prozent der Kosten beantragen.
Der Hintergrund
Ich war schon einige Male in Dzogchen Beara. Vor ein paar Jahren habe ich dort ein fünfmonatiges Retreat in einer geschlossenen Gruppe gemacht, gefolgt von einem über viermonatigen Retreat zu Hause (das praktischerweise mit dem Corona Lockdown zusammenfiel). Dieses Mal, im Jahr 2024, entschied ich mich für ein persönliches Retreat in Dzogchen Beara von Mai bis August. Jedes dieser Retreats war völlig anders, mit verschiedenen Vorteilen und Herausforderungen, aber alle waren zutiefst transformierend; sie waren Prüfsteine, die mich mehr als alles andere vorangebracht haben. Ich habe festgestellt, dass der Raum, die Zeit und die Struktur eines längeren Retreats meinem Geist erlaubt, zur Ruhe zu kommen und ungestört zu sein. Was auch immer geschieht, ist Teil der Praxis, alles wirkt zusammen. Mein Geist geht sehr in die Tiefe, und das bringt sehr tiefe Herausforderungen mit sich.
Ich habe in meiner Kindheit ein komplexes Trauma aufgrund von Missbrauch erlitten, und mein ganzer spiritueller Pfad hat zwangsläufig auch damit zu tun, einen Weg zu finden, wie ich damit arbeiten kann. Heute empfinde ich das Trauma als Vorteil, denn es bleibt mir gar nichts anderes übrig, als das Dharma wirklich auf meinen eigenen Geist anzuwenden. Andernfalls übernimmt das Trauma die Kontrolle. Ich bin also äußerst motiviert! Ich möchte Angst unverändert erleben können, ihre Natur erkennen, spüren, dass sie nur eine Welle ist, die aus dem Ozean aufsteigt und wieder in ihn zurückkehrt, ich möchte alle Erfahrungen kommen und gehen lassen, frei von Hoffnung und Furcht. Aber Angst und Schrecken sind schwer zu ertragende Gefühle, die man nicht so ohne weiteres einlädt und sich damit anfreundet.
Ankommen
Als ich mich in meinem Zimmer in Longchen, dem Langzeit-Retreat-Haus von Dzogchen Beara, einrichtete, stellte ich einige Blumen auf meinen Schrein, die mir die Frau aus meinem AirBnB geschenkt hatte. Ich wusste nicht, wie wichtig Blumen in diesem Retreat werden würden. Nebenan war ein Freund von mir, der die gleiche Praxis wie ich machte. Wir hatten das Glück, kurz vor dem geschlossenen Retreat Belehrungen über diese Praxis von Khenchen Pema Sherab zu erhalten, Ich war so glücklich, als es losging. Es ist immer so, dass ich Retreats voller Freude beginne!!! Und obwohl wir uns von da an nicht mehr sahen, war es gut zu wissen, dass mein Freund nebenan war und die gleiche Praxis machte wie ich.
Unterstützung im Retreat und Integration
Ich hatte mit Jennifer meine Retreat-Grenzen sorgfältig durchgesprochen und war froh, dass wir es so gründlich vorbereitet hatten. Ich hatte den tiefen Wunsch, während meines Retreats draußen spazieren gehen zu können. Ich habe festgestellt, dass es für mich am hilfreichsten ist, während der Pausen draußen zu sein, in der Natur. Ich kann die Praxis draußen viel leichter integrieren. Ich suche mir einen ruhigen Platz zum Sitzen und fühle mich nicht getrennt von diesem Land, dem Himmel und dem Meer. Ich habe meine eigenen Grenzen für meine Spaziergänge festgelegt, bis zum Tor des Tiergeheges und bis zur Biegung der Straße, wo die Fahnen beginnen. Innerhalb dieser Grenze konnte ich den neuen Tempel umrunden und mich als Teil seiner feierlichen Eröffnung fühlen.
Nach vier Monaten kannte ich jeden kleinen Pfad und jeden Weg in dieser Landschaft. Auf meinen Spaziergängen begann ich, Blumen für meinen Schrein zu sammeln. Ich wusste, welche ich pflücken durfte und welche ich besser stehen ließ, um keinen Schaden anzurichten. Oft saß ich in der Mittagspause auf meiner Terrasse und arrangierte die Blumen, die ich gepflückt hatte, und sie wurden zu exquisiten Opfergaben. Als ich mit meiner formellen Praxis mehr und mehr vertraut war, wurden die Blumen zu einem glückseligen Symbol für mich, und ich ertappte mich dabei, wie ich schaute, ohne Innen oder Außen, ohne Trennung von irgendetwas anderem, mit dem Gefühl, vollkommen präsent und mit allem in Kontakt zu sein. Alles ist in Ordnung. Alles gehört dazu.
Die andere wichtige Grenze, die ich mit Jennifer besprach, war das Schweigen, mit nur zwei Ausnahmen: zum einen meine regelmäßigen Gespräche mit ihr und zum anderen meine wöchentlichen Telefonate mit meiner Therapeutin, mit der ich seit fünf Jahren zusammenarbeite. Wir hatten unsere Arbeit während meines langen Retreats zu Hause begonnen. Die Möglichkeit, diese Arbeit fortzusetzen, während ich praktizierte, ermöglichte es mir, noch tiefer einzutauchen. Sie sagte selbst, dass sie noch nie mit jemandem gearbeitet hatte, der sich in einem Retreat befand, und sie bemerkte, wie frei und unbelastet mein Geist war - wie wir direkt durch die Dinge hindurchgehen konnten, des Subtilen gewahr wurden, der Teile, die sich normalerweise verstecken, und zu etwas viel Tiefgründigerem gelangten, und das sehr viel schneller als gewöhnlich. Dieses Retreat fand in einer sehr schwierigen Zeit in meinem Leben statt, und ich hatte einige lebensverändernde Entscheidungen zu treffen, die eine Menge Angst hervorriefen, aber die Kombination aus Praxis, Spaziergehen, Blumen und Therapie schien alles möglich zu machen. Ich konnte meine Angst spüren, aber ich wurde von einem viel tieferen Wissen getragen, einem Gefühl der Möglichkeit und Freiheit, das mit Mut einhergeht. Als ich das Retreat beendete, nahm ich dieses Gefühl mit und war in der Lage zu handeln, es anzuwenden und in jeder Hinsicht voranzukommen.
Adele
Praxis-Retreats in Dzogchen Beara
In Dzogchen Beara bieten wir Rigpa-Sangha-Mitgliedern eine Vielzahl verschiedener Retreat-Möglichkeiten an, so dass sie die für sie beste Option auf ihrer Stufe des Pfades auswählen können.
Wir bieten sowohl Gruppen- als auch Einzelretreats von unterschiedlicher Dauer an. Bei persönlichen Retreats arbeiten wir mit dir zusammen, um einen Plan für dein Retreat mit dem optimalen Programm, der passenden Umgebung und den angemessenen Grenzen zu erstellen, damit du bestmöglich von deinem Retreat profitieren kannst.
Wenn du finanzielle Unterstützung brauchst, kannst du dich um einen Zuschuss der Tertön Sogyal Foundation bewerben.
Wenn du ein Retreat in Dzogchen Beara machen möchtest – selbst wenn du nur mit dem Gedanken spielst – melde dich einfach, damit wir alles Weitere besprechen können. Bitte kontaktiere Jennifer unter retreats@dzogchenbeara.org.